Wir wissen es nicht, aber wir können vermuten, dass das Bedürfnis des Menschen nach Selbsterforschung, der Suche nach dem Ich, und seiner Selbstdarstellung, weit in die Frühgeschichte der Menschheit zurückreicht – und bis heute unvermindert anhält, wie wir aus dem Streben nach einem adäquaten Profil auf diversen Internet-Plattformen ersehen können.
Doch erst seit der Renaissance begegnen wir in der Kunstgeschichte dem künstlerischen Selbstporträt. Er ist der Ausdruck eines gewachsenen Selbstbewusstseins des Künstlers. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr das Genre „Selbstbildnis“ durch ein sich ständig weiterentwickelndes Menschenbild, eine sich wandelnde Bedeutung und wurde selbst zum Spiegel der jeweiligen Zeit. Wählt ein Künstler die eigene Person als Thema gestalterischer Auseinandersetzung, muss er eine Fülle komplexer Fragen stellen und lösen und gestalterische Entscheidungen fällen. Dem nachzuspüren, machten wir uns zur Aufgabe in diesem Seminar.
Im Verlauf des Seminars nähern sich die Schüler*innen sowohl theoretisch, als auch praktisch dem Genre „Selbstporträt“ und seiner Entwicklung im Wandel der Zeit, durch die Auseinandersetzung mit ausgewählten Beispielen aus der Kunstgeschichte.
Sie erlernten und vertieften zu diesem Zweck den Umgang sowohl mit der praktisch-rezeptiven Methode der Bildanalyse, als auch mit unterschiedlichen Interpretationsansätzen und wendeten diese auf ein selbst gewähltes Werk an.
Ziel war es, im Laufe des Seminares Interesse an einem Künstler und seinem Werk zu entwickeln und sich seiner Arbeitsweise auf unterschiedliche Art zu nähern. Im weiteren Verlauf des Seminars wurde auf der Grundlage einer praktisch- rezeptiven Bildanalyse und Interpretation des gewählten Werkes, eine eigene Position zur gestalterischen Umsetzung eines Selbstporträts entwickelt und im Medium der Malerei umgesetzt. Dieser Prozess wurde zunächst in Form von künstlerischen Skizzen und malerischen Erprobungen festgehalten und mündete abschließend in einer größeren gestalterischen Arbeit.
Es waren drei sehr intensive und trotz Corona, sehr produktive Halbjahre. Die dabei entstandenen Werke zeugen von einer tiefen Auseinandersetzung. Ich hoffe liebe SchülerInnen, dass Sie auch in Zukunft der Kunst treu bleiben werden.
S. Grzywacz