Brüssel, inoffizielle Hauptstadt der EU, war Ziel eines Teils der neuen Oberstufe. Das Programm „Lernort Staatsregierung“ der bayerischen Landeszentrale für Politik ermöglichte dem FDG eine bezuschusste Fahrt nach Belgien, inoffizieller Titel Studienfahrt 2.0. Da dieses Angebot allerdings begrenzt ist, konnte nur der Politikkurs 1pug1 von Herrn Pezold fahren, dem sich noch der Leistungskurs Kunst von Frau Sowa anschloss, damit die Kapazitäten maximal ausgenutzt wurden.

Trotz kurzfristiger Zugprobleme, die eine entspannte Durchfahrt nach Brüssel verhinderten, kamen wir am Sonntagnachmittag in dem vorweihnachtlichen Brüssel an. Nach kurzem Check-In war an der Zeit, das winterliche Brüssel mit gleich mehreren Weihnachtsmärkten zu erkunden.

Am Montag stand dann ein hammerhartes Programm an, das dem stressigen Schulalltag der Oberstufe Konkurrenz machte. Nach einem Frühstück im Hostel ging es zu einer Stadtführung, die noch in der Morgendämmerung startete, uns aber bald Blicke auf die Altstadt und architektonischen Besonderheiten Brüssels gewährte. Unsere Gruppen wurden von kundigen Stadtführern begleitet, die uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zeigten, darunter den beeindruckenden Grand Place, das Manneken Pis, aber auch versteckte Bars. Die historische Atmosphäre der Stadt und die charmanten Gassen hinterließen trotz Kälte und Nässe bei allen einen bleibenden Eindruck.

Im Anschluss ging es zur Europäischen Kommission, einem der zentralen EU-Organe. Nach einer strengen Sicherheitskontrolle hatten wir die Möglichkeit, an einem Expertengespräch teilzunehmen. Ein EU-Beamter erklärte dabei in einem Vortrag nochmals das Wichtigste zur EU und zur Kommission, worauf interessierte Schülerinnen und Schüler im Anschluss selbst einige Fragen stellen konnten.

Nach dem Besuch der EU-Kommission ging es weiter zur Bayerischen Landesvertretung, die die Interessen Bayerns in Brüssel vertritt und sich dafür gemäß dem typisch bayerischen Selbstverständnis eine villenartige Residenz in Sichtweite des EU-Parlaments leistet. Dort gab es einen Mittagssnack, während uns ein Vertreter der Landesvertretung über die Aufgaben derselben aufklärte und uns so implizit erklärte, was Lobbyismus eigentlich ist und wie dieser, auch von Seiten von Bundesländer, funktionieren kann. Im Falle Bayerns in der EU geschieht dies unter anderem durch das alljährliche Fest zum Maibaumaufstellen.

Nach so viel Input folgte eine kleine Verschnaufpause, um sich auf den Höhepunkt des Tages nochmal vorzubereiten: Ein Planspiel im Parlamentarium. In eigens dafür gestalteten Räumen schlüpften die Schülerinnen und Schüler in die Rollen von Vertreterinnen und Vertretern des EU-Parlaments. Die insgesamt vier verschiedenen Fraktionen mussten in mehreren Runden, die aus Ausschusssitzungen, Talkshowauftritten, aber auch Informationsrunden bei Expertinnen und Experten sowie Bürgerinnen und Bürgern bestanden, versuchen, gemeinsam Kompromisse zu zwei verschiedenen Gesetzesvorhaben zu finden – bis sich der Rat der EU von außen einschaltete und schon gefundene Kompromisse wieder verwarf, was die Frustrationstoleranz einiger Teilnehmenden doch auf die Probe stellte. Doch so funktioniert die EU, so funktioniert die Demokratie, manchmal sind Prozesse langwierige Verhandlungsprozesse, die nicht immer zu einem für alle zufriedenstellenden Ergebnis führen.

Nach diesem Marathon waren abends Erholung und Freizeit angesagt: Highlights waren hier neben den gastronomischen Angeboten, den Shoppingmöglichkeiten, aber auch einfach die gemeinsame Zeit als Kurs sowie die Lichtershow am Grand Place.

Am Dienstag folgte dann auch schon wieder der Abreisetag. Doch zunächst ging es noch in das EU-Parlament, das die Jugendlichen erst dieses Jahr bei der EU-Wahl mitbestimmt hatten. Nach einem abermaligen Vortrag ging es noch in den Plenarsaal, der v.a. mit seinem unzähligen Übersetzerkabinen beeindruckte. Anschließend blieb noch Zeit, sich mit Souvenirs, Weihnachtsgeschenken und Verpflegung einzudecken, bevor es dann abschließend wieder nach Aschaffenburg ging.

Die Fahrt bot ein vorweihnachtliches außerschulisches Erlebnis, was den Schülerinnen und Schülern einerseits die EU näherbrachte, andererseits aber auch die Gemeinschaft stärkte und zumindest zeitweise die stressige Klausurenphase vergessen ließ.