Wann beginnt Alltags-Rassismus? Was kann ich tun, wenn ich einen rassistischen Vorfall mitbekomme? Wie führe ich selbst durch einen Workshop?

Ein Anti-Diskriminierungs-Training erhielten das P-Seminar „Aktiv gegen Rassismus und Antisemitismus“ sowie etliche interessierte Schüler*innen der 11. Jahrgangsstufe von der Bildungsstätte Anne Frank. Zwei Studierende der Sozial- und Politikwissenschaften waren eigens nach Aschaffenburg angereist, um die Teilnehmer fit zu machen für das Erkennen und den Umgang mit Diskriminierung.

Nebenbei lernten die Schüler*innen viele praktische Tipps und Methoden für eigene Workshops kennen, die sie demnächst selber mit jüngeren Jahrgangsstufen durchführen.

So erfolgte eine Diskussion beispielsweise über die „Barometer– Linie“: Die Schüler*innen positionierten sich auf einer gedachten Linie mit dem Polen JA und NEIN zu bestimmten Aussagen. „Ist es diskriminierend, wenn im Supermarkt die Kassiererin eine Kundin im Kopftuch lobt, »Sie sprechen aber gut Deutsch!»?“ Viele Jugendliche positionierten sich in der Mitte, weil ja zumindest eine gute Absicht dahinter stecken kann. Bei der anschließenden Übung, in der man die Betroffenenperspektive  einnimmt, zeigte sich: Zwar sind solche Äußerungen gut gemeint, kommen beim Gegenüber aber nicht wirklich positiv an. Wahrscheinlich fühlt sich die Frau mit Kopftuch eher angegriffen und ausgegrenzt, weil sie wegen ihrer Kopfbedeckung immer wieder als „Ausländerin“ und „Fremde“ wahrgenommen wird, obwohl sie womöglich in Deutschland geboren ist. Man sollte also immer vorher überlegen, wie das Gesagte beim Gegenüber ankommen könnte.  

Jeder gute Workshop hat ein „gutes Ende“:  So schloss der Nachmittag mit einer Courage-Übung ab, bei der es darum geht, eigene Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln: Hier standen mehrere Szenarien zur Debatte, auf die man reagieren sollte: Wie soll man sich verhalten, wenn in der Schule ein Mitschüler als „Du Jude!“ beschimpft wird? Was kann man tun, wenn es Schmierereien an der Moschee gibt? Oder wenn dein schwarzer Freund im Bus angepöbelt wird?

Hier einigten sich die Schüler*innen: Es ist vor allem wichtig, NICHT zu schweigen oder wegzusehen. Dies wird als stummes Einverständnis mit dem „Täter“ aufgefasst. Vielmehr sollte man Solidarität mit den Betroffenen zeigen. Und sich Unterstützung von anderen holen, von anderen Mitschülern, von Lehrkräften, notfalls auch von der Polizei.

Wir bedanken uns beim Bildungsbüro der Stadt Aschaffenburg für die Finanzierung des Workshops!

Steffi Schütze

P-Seminar „Aktiv gegen Rassismus und Antisemitismus“