Vorwort: Da wir unseren Austausch mit dem Liceo Francesco Petrarca in Triest leider nicht fortsetzen konnten, sind wir sehr glücklich, Ihnen hier von unserem ersten Austausch mit unserer neuen Partnerschule, dem I.T.E.T. Varese, berichten zu können. Es nahmen SchülerInnen der Klassen 10pa, 10pb und der Q11 teil. Es ist geplant, den Austausch fortan in der 11. Jahrgangsstufe (4. Lernjahr Italienisch im sprachlichen Zweig) durchzuführen. Der Besuch der italienischen SchülerInnen fand zwei Wochen vor den Osterferien statt.

Wie sagt man so schön pathetisch? „Vorfreude ist die schönste Freude“. Aber was ist, wenn diese Freude einfach anhält? Wenn dieses Hochgefühl zum Inbegriff einer ganzen Woche wird? Ich glaube, dann nennen wir es einfach: FDG-Italienaustausch 2023.

Im Mittelalter waren es Händler, die eine weite Reise nach Italien auf sich nahmen, um Geschäfte abzuschließen. Dann Pilger, die zu Fuß nach Rom wanderten, um ihre Sünden loszuwerden. Schließlich Schriftsteller, Musiker und Maler, die sich in Italien künstlerisch inspirieren ließen. Und jetzt im April 2023 war es eine Schülergruppe des FDG mit 22 Sechszehn- und Siebzehnjährigen mit Frau Bayer und Herrn Böhm als Begleitung, die sich auf den Weg über die Alpen machte. Unser Ziel war Varese in der norditalienischen Lombardei.

Nach nur einem Umstieg in Frankfurt legten wir – mit einem steifen Nacken und ein paar müden Augen – unseren Zwischenstopp in Lugano (Schweiz) ein, wo wir „kurz“ auf Frau Bayer warten mussten, die schnell die Tickets für die S-Bahn nach Varese besorgte. Einige unüberhörbare Seufzer später hatten wir dann endlich unsere Fahrkarten und der Weiterfahrt stand nichts mehr im Weg (By the way: Die hart erkämpften Tickets wurden selbstverständlich nie kontrolliert…).

Rückblickend kann man die Woche mit vielen Sätzen umschreiben, doch die Worte „kurz warten“ und „schnell Tickets kaufen“ gehörten definitiv nicht dazu (Obwohl uns hier die ItalienerInnen in puncto Warten eine gewisse Lockerheit beibrachten und wir ihnen die nötige Pünktlichkeit, waren es am Ende des Tages doch immer die LehrerInnen, die zu spät auftauchten. Doch laut Frau Bayer waren hier meistens die „Männer“ Schuld. :)).

Am späten Nachmittag schlossen wir unsere AustauschpartnerInnen schließlich in die Arme und starteten – jeder individuell mit seiner Gastfamilie – in das Wochenende.

Am Montag hieß es dann „Vitamin D tanken“ auf einer kleinen Wanderung auf den Sacromonte. Am nächsten Tag stand die Hauptstadt der Mode auf dem Programm: Mailand. Mit Audio Guide im Ohr und Handykamera in der Hand erkundeten wir den Mailänder Dom von außen, innen und von oben.

In den nächsten beiden Tagen machten wir die italienische Schule unsicher. Derweil waren unsere Lehrer*innen am Morgen schwer damit beschäftigt, in der Bar um die Ecke Brioche (*ital. Croissants) zu stemmen. Gerade auch Herr Böhm als Sportlehrer musste sich verständlicherweise fit halten.

In der Freizeit hieß es Gelato essen, im Park Basketball spielen oder einfach entspannt shoppen gehen. Der Freitag, unser letzter Tag, bildete trotz regnerischem Wetter wieder einen weiteren Höhepunkt unserer Woche. Habt ihr schonmal eine Bootstour auf einem riesigen See gemacht, während dunkle Wolken nahezu bedrohlich hinabzufallen scheinen und die Bewegung im Wasser mit euch seine Geschichte schreibt?

Nach unserem Inselhopping auf dem Lago Maggiore stand für uns fest: Wir wollten uns von dieser Reinheit an Natur nicht mehr trennen und bei dem Gedanken an den kommenden Abschied am nächsten Morgen kullerten bereits im Boot die ersten Tränen. Genau diese bahnten sich auch am Abend in einer Pizzeria wieder den Weg über unsere Wangen: Wir konnten alle nicht verschiedener sein und doch tanzten wir am Abend mit Karaoke gemeinsam zur selben Musik, zum selben Beat und zu den gleichen Zeilen. Spätestens da stand fest: Wir sind keine Austauschpartner*innen, wir sind Freund*innen.

Goethes Italienreise dauerte fast zwei Jahre, unsere nur eine Woche. Dennoch stiegen wir in den Zug mit Erinnerungen fürs Leben, Pasta und Parmesan im Gepäck und Tränen in den Augen.

Bei unserer Ankunft haben wir die ItalienerInnen einzeln mit „Hallo“ begrüßt, bei unserer Abfahrt haben wir uns als kleine Familie mit „Ciao, ci vediamo“ verabschiedet.

Anna Stock (Klasse 10pa)