Am 05.12.2022 verlief die Religionsstunde anders als sonst. Eine externe Referentin, Frau Dagmar Pfeuffer, kam auf unsere Einladung hin zu uns in den Unterricht. Sie ist eine Mitarbeiterin des Kinderhospizdienstes Sternenzelt e.V. Sie stellte uns den gemeinnützigen Verein vor, der sehr wertvolle Arbeit leistet. In diesem Zusammenhang klärte sie uns über die Herausforderungen des Umgangs mit Dilemmata auf und gab uns mindestens einen wichtigen Rat mit auf dem Weg.
Sternenzelt e.V. ist ein Hospizverein, der seit 2008 existiert. Dessen Ziel ist es, Familien mit lebensverkürzt erkrankten Kindern zu unterstützen sowie zu begleiten und somit die Familie zu entlasten, aber auch die Lebensqualität zu erhöhen. Sie haben ein Vereinshaus in Marktheidenfeld, aber helfen den Familien auch bei ihnen Zuhause durch einen zusätzlichen ambulanten Kinderhospizdienst. Aufgaben der Mitarbeiter sind die psychosoziale Begleitung der Familien, die Unterstützung der erkrankten Kinder, Geschwistern und Eltern, gemeinsame Tätigkeiten, wie Spielen, Zuhören, Vorlesen, Ausflüge etc., durchführen und vieles mehr. Wichtig dabei ist der konkrete Auftrag in Absprache zwischen Familie und Koordinatorin.
Frau Pfeuffer hat uns von persönlichen Berufserfahrungen berichtet wozu auch die vielfältigen Folgeerscheinungen eines erkrankten Kindes auf dessen Alltag und dem seiner Familie dazugehören. Ein lebensverkürzend erkranktes Kind hat viele wenige kindgerechte Termine, wie Ärzte, Therapien, Kliniken. Es leidet daher auch an sog. „Übergriffigkeiten“ von vielen Seiten, etwa großer elterlicher Fürsorge und Ängsten, veränderten Reaktionen des sozialen Umfelds und die Auseinandersetzung mit seiner fortschreitenden Erkrankung. Dabei ist das betroffene Kind oft emotionalen Schwankungen unterworfen, denn es leidet an abnehmender Mobilität, Schmerzen, Medikationen und an der aktuellen Todesangst.
Herausforderungen für den schulischen Kontext für die Betroffenen ergeben sich jedoch ebenfalls. Auf diesen Fall ging die Mitarbeiterin des Kinderhospizidienstes näher ein. Sie erzählte uns von einem Grundschulkind, welches nur noch eine kurze Lebensprognose hatte. Zu sich daraus ergebenden Dilemmata bezog uns Frau Pfeuffer durch Entscheidungs- und Meinungsfragen mit ein.
Für eine gute Entscheidung im Allgemeinen gab sie uns Tipps wie Offenheit für alle Möglichkeiten, Sensibilität und Empathie, die Fähigkeit zum echten Zuhören, die wertfreie und respektvolle Haltung und die Selbsthilfe.
Wichtig dabei sind auch, die Selbsthilfe nicht mit Egoismus zu verwechseln und der richtige Umgang mit einer gefallenen Entscheidung. Die Entscheidung ist zu dem Zeitpunkt, aus dem damals besten Wissen und Gewissen, getroffen worden und können dadurch, dass sie für die Zukunft getroffen werden, immer nur im Rückblick bewertet werden. Man sollte aus seinen Entschlüssen lernen und der Blick sollte im Schwerpunkt immer auf die aktuelle Situation mit den aktuellen Herausforderungen und möglichen zukunftsorientierten Lösungen gerichtet sein.
Die Schüler selbst fanden den Besuch sehr hilfreich und interessant. Die Doppelstunde wurde gut und abwechslungsreich gestaltet. Auch, dass man in die Thematik integriert wurde, war ein positiver Effekt des Besuchs. Es war eine Abwechslung zum normalen Unterricht und die Schüler konnten zu diesem Thema etwas von einer Person erfahren, die im ständigen Umgang mit besonderen, sehr intensiven Situationen ist.
Leonie Klug und Isabelle Nötling, 10e