Am 30. September erhielt das FDG Besuch von Sylvia Stiersdörfer, der Beauftragten der bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene. Sie kümmert sich um das Andenken der Sudetendeutschen, Schlesier, Pommern, Ostpreußen, Ungarndeutschen, der Deutschen aus Rumänien und Jugoslawien, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs als „Tätervolk“ aus der Heimat gewaltsam vertrieben oder schon vorher geflüchtet waren. In der Aula wurde sie von den drei Geschichts- bzw. Sozialkundekursen der Q 12  von Frau Schütze, Frau Jacob und Frau Grundner erwartet, zudem war das W – Seminar „Flucht und Vertreibung“ von Frau Schütze anwesend. Zusätzlich interessierte sich die lettische Austauschgruppe, die derzeit am FDG ist, für den Vortrag.

Frau Stiersdorfer, die selbst sudetendeutsche Wurzeln hat, hat gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung ein Themenheft zu  „Flucht und Vertreibung“ herausgegeben, das das Thema wissenschaftlich beleuchtet. Zudem führt sie mit den schon hoch betagten Zeitzeugen der Flucht und Vertreibung aus Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg Zeitzeugeninterviews durch, die auf ihrer Homepage als Podcast abrufbar sind. Der Kurs 12/ g1 setzt sich schon seit Ende des letzten Schuljahrs mit diesen Materialien auseinander. So transkribierten SchülerInnen die in den Podcasts erzählten Leiderfahrungen während der Flucht und die Anstrengungen in der Aufnahmegesellschaft, eine neue Heimat zu finden. Nicht selten engagieren sich die Heimatvertriebenen im Alter als Brückenbauer zu ihrer ersten Heimat und stellen z.B.  Partnerschaften  zwischen deutsch- tschechischen und deutsch-polnischen Gemeinden als Zeichen der Versöhnung her. Auch die wissenschaftlichen Beiträge im Themenheft wurden von den SchülerInnen zusammengefasst. So geht es in einer Zusammenfassung  z.B. um die Erforschung der Folgen, die die Vertreibungserfahrung bis in die dritte Generation hat. An der LMU München existiert ein entsprechendes Projekt. Ein Teil der SchülerInnen hat sich mit einem Aufsatz beschäftigt, der darüber nachdenkt, wie die Spirale aus gegenseitigen Schuldzuweisungen im Zusammenhang mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“ beendet werden kann. Komplex ist dies, weil die Deutschen zwar Opfer der Vertreibung, aber in erster Linie Täter in den besetzten Ostgebieten waren. 
Während der Diskussion im Anschluss an den Vortrag beschäftigten sich die SchülerInnen vor allem mit dem derzeitigen Umgang mit geflüchteten Menschen in Deutschland. Die Asylpolitik Deutschland empfanden SchülerInnen als zu restriktiv, so kam beispielsweise die Frage auf, wie eine schnellere berufliche Qualifikation der heute Geflüchteten gelingen könne.

Julia Grundner 

In der Vorbereitung auf den Vortrag haben sich Justin Ahlert und Lukas Caloiero, Q11, mit der Thematik auseinandergesetzt. Ihr Ergebnis kann man hier nachlesen.