„Als wir die Grabsteine putzen durften, haben wir uns sehr gefreut.Es ist sehr schade zu sehen, dass die ganzen Leute auf diese Steine drauf laufen ohne zu wissen, was für eine Bedeutung die überhaupt haben. Wir fanden es auch sehr traurig, dass es so viele von diesen Grabsteinen in Aschaffenburg gibt, und sich keiner um die so richtig kümmert“.

Schülerinnen beim Putzen der Stolpersteine


Wovon Amelie Pabst und Sarah Zielbauer (9a) hier berichten sind die sogenannten Stolpersteine, ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, im Zuge dessen seit 1992 quadratische Messingtafeln in Betonwürfeln meist an den letzten Wohnadressen von Opfern des Nationalsozialismus angebracht werden.
Auch die Schülerinnen Isabella Rank, Xenia Kamerzell, Yasmin Schlecht und Lemi Bakircioglu der Klasse 9a haben sich bereiterklärt, am Samstag, den 28.11.2020 am Vormittag in der Stadt Aschaffenburg Stolpersteine zu säubern. Insgesamt haben sie 24 Steine geputzt. Bei ihrer Freiwilligenarbeit sind viele neugierige Passanten stehen geblieben und lobten sie für ihr Engagement. Während die Schülerinnen durch die Gassen Aschaffenburgs zogen, achteten sie explizit auf die Stolpersteine.

„Den Holocaust und seine Auswirkungen kannte man meist nur aus Geschichtsbüchern oder aus Erzählungen, doch überraschte uns, wie viele Juden doch wirklich in Aschaffenburg lebten und Opfer des Nationalsozialismus wurden. Es ist äußerst wichtig, dass die Opfer nicht in Vergessenheit geraten. Es war ein sehr mulmiges Gefühl, vor einem Haus mit Stolpersteinen zu stehen, was diese Menschen in dieser Zeit durchstehen mussten, ist unglaublich.“

In Deutschland wurden bereits mehr als 75.000 Stolpersteine verlegt und diese zeigen Informationen über die Menschen, deren Schicksal durch die Stolpersteine visualisiert und deren Andenken durch dieselben sichergestellt werden soll. Mittlerweile haben auch viele andere europäische Länder Stolpersteine gelegt, so dass diese zum festen Teil der europäischen Erinnerungskultur zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Besonders am 27. Januar, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, sowie am 9. November, dem Gedenktag an die Novemberpogrome des Jahres 1938, werden die Steine von Bürgerinnen und Bürgern gereinigt, um diese von Verschmutzung und den Folgen der Verwitterung zu befreien, um die Stolpersteine glänzend und sichtbar wieder in die kollektive Wahrnehmung und damit die Verankerung der von diesen repräsentierten Vergangenheit im kollektiven Gedächtnis sicherzustellen. Amelie Pabst und Sarah Zielbauer haben, nachdem die Thematik im Geschichtsunterricht bei Frau Grundner behandelt worden war, selbst versucht, am Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus teilzuhaben, und Stolpersteine in Aschaffenburg gereinigt. Damit haben sie gezeigt, wie einfach es sein kann, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus zu unterstützen und darüber hinaus, dass jeder einen Beitrag zu eben diesem leisten kann.

Sollten Sie ebenfalls ein Interesse daran haben, die Aschaffenburger Stolpersteine sichtbar zu erhalten, finden Sie hier eine Übersicht der Stolpersteine, der entsprechenden Adressen sowie einige Informationen zu den Opfern, an die erinnert wird.