Das Kollegium des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums im Schuljahr 2023/24

Weiteres aus dem Kollegium

Mit dem Ende des Schulhalbjahres 2022 verabschiedeten wir Herrn OStR Gerhard Liebl in den wohlverdienten Ruhestand. Als Musiklehrer und Chorleiter verlässt eine von SchülerInnen und KollegeInnen gleichermaßen wertgeschätzte Institution das FDG. Anlässlich des Abschieds wurde dieses Interview geführt.

Wo sind Sie am 13. September 2022, wenn die Schule wieder beginnt?

An diesem Tag bin ich höchstwahrscheinlich in meiner Wahlheimat Kärnten. Das ist momentan noch etwas in der Schwebe, aber zu 70% werden wir in Kärnten sein, weil sich dort aus etlichen Urlauben viele wertvolle Freundschaften entwickelt haben, von denen man sagt, auf die kann man sich verlassen. Der Wunsch, dort einen Großteil des Jahres zu verbringen, ist von Jahr zu Jahr größer geworden. Dort fühle ich mich zu Hause, denn Kärnten ist aufgrund der Seen, Fahrradwege und kulturellen Angebote, wie zum Beispiel dem Carinthischen Sommer mit KünstlerInnen von Weltklasse eine zweite Heimat geworden.

Was werden Sie am meisten vermissen?

Es gab interessierte SchülerInnnen, die ich vermissen werde. Außerdem haben sich viele gute Kontakte mit KollegInnen entwickelt. Ich habe es auch nicht bereut, hier geblieben zu sein.

Worüber haben Sie sich am meisten aufregen müssen?

Was mich am meisten angefressen hat, war das Hin und Her zwischen G8 und G9 und die immer wieder neu eingeführten Lehrpläne, die im Grunde genommen immer nur simpler geworden sind. Das, was für das Fach Musik in den Vordergrund müsste, z.B. dass man mit Noten umgehen kann, das wurde immer mehr zurückgedrängt. Früher hat man ein Musikbuch mit vielen Notenbeispielen aufgeschlagen, heute sind das fast reine Bilderbücher mit bunten Fotos. Die Profilierung der einzelnen Fächer hat darüber hinaus dazu geführt, dass die Angebote der MusikerInnen leider nicht mehr so viel Zulauf haben. Die SchülerInnen wählen beispielsweise Individualsportarten, wo man sich für sein Fehlen nicht so verantworten muss als beispielsweise im Chor, der mehr Verbindlichkeit hat, weil man gemeinsam weiterkommen muss. Zudem spielt die Größe der Schule eine Rolle. Je nachdem, welche Zweige gewählt werden, schwindet die Zahl der Chormitglieder. Früher hatte ich SchülerInnen, die von der fünften bis zur Abschlussklasse den Chor besucht haben, das ist heutzutage eher eine Seltenheit. Die Corona-Geschichte hat ihr Übriges dazu beigetragen, was man daran sieht, dass wir das letzte Konzert vor zwei Jahren hatten und danach keines mehr. Man hat zwar zwischendurch immer wieder geprobt, aber ohne Ziel oder Konzerttermin, auf das hingearbeitet worden wäre.

Gibt es eine Melodie oder ein Lied, das Sie als Musiklehrer über die Jahre hinweg begleitet hat?

Ja, phasenweise war das der Reißer „Über den Wolken“, seit ein paar Jahren sind es die Prinzen mit „Das ist alles nur geklaut“, was aktuell gerne gesungen wird, ist „We don’t ne no education“ von Pink Floyd. Das ist einfach zu singen, weil es eine tiefe Mittellage hat, die jeder gut mitsingen kann und keine Spitzentöne. Aber in den letzten zwei Jahren war der Gesang leider ganz hinten angeschrieben. 

An welchen besonderen musikalischen Auftritt am FDG erinnern Sie sich noch und warum?

Herr Liebl am Klavier

Ich erinnere mich noch mit Wonne an das Faschingskonzert im Februar 1996. Wir mussten aus terminlichen Gründen zur Faschingszeit ins Stadttheater gehen und haben dort Opernparodien aufgeführt. Damals haben wir mit viel Zeitaufwand ein Riesenprogramm mit Maskerade, mit historischen Klamotten und allem Drum und Dran aufgestellt. Wir hatten zwar sehr viel Arbeit damit gehabt, aber auch sehr viel Spaß. 

Ich denke darüber hinaus gerne an die Konzerte in der Kapuzinerkirche zurück, bspw. an die Mozartmesse oder an die Anfänge der Kirchenkonzerte in der Herz-Jesu-Kirche. Bevor Corona kam, hatte ich gerade mit Männerstimmen einen Aufwärtstrend zu verzeichnen, den die Pandemie zunichtegemacht hat. Auch das Konzert zum Schuljubiläum 2008 werde ich in guter Erinnerung behalten. 

Was war Ihnen als Musiklehrer wichtig, den SchülerInnen mit auf dem Weg zu geben?

In den Zeiten, in denen es möglich war, war es mir besonders wichtig, ziemlich viel zu singen und etwas Praktisches zu machen, was in den letzten zwei Jahren leider völlig in den Hintergrund getreten ist. Was mich auch ein bisschen zermürbt hat, ist, dass man immer nur mit der Maske vorne steht und quasi einen Monolog führt. Manche Klassen lassen das einfach über sich ergehen, wobei ich dieses Jahr viele sympathische Klassen hatte, gerade in den neunten und zehnten Klassen. Was mir auch wichtig ist, ist nicht nur die reine Wissensvermittlung, sondern – was leider immer mehr in den Hintergrund gerät – auch die Herzensbildung, die man bei manchen zumindest antippen und wecken kann. 

Was mich in den letzten Jahren zumindest stutzig gemacht hat, war die Antwort auf die an Abiturienten gestellte Frage, was sie denn studieren wollten. Leider kam nie „weils mich interessiert“, sondern „weil man da ganz gut Kohle machen kann“.  Das ist traurig, denn „Kohle“ ist nicht alles. 

Welchen Ratschlag würden Sie den KollegInnen mit auf dem Weg geben wollen?

Dass sie im Grunde genommen, nicht nur Wissensvermittlung betreiben, sondern sich auch mal Zeit nehmen sollen für private Sorgen und Probleme der SchülerInnen. Das ist genauso wichtig. Man soll wissen, wer vor einem sitzt, was sie plagt und dass man nicht alles todernst nehmen muss – weder den Lehrplan, noch das System – und dass man einen geringen Teil der Stunde auch einfach nur etwas Lustiges macht. Ich sehe die/den LehrerIn nicht nur als WissensvermittlerIn, sondern auch als RatgeberIn, als Kummerkasten oder als AnimateurIn, um sie wieder auf Kurs zu bringen. Man sollte also auch den persönlichen Kontakt zu SchülerInnen suchen, damit sie merken, dass da vorne nicht nur ein/e LehrerIn steht, sondern ein Mensch, der ernst oder lustig sein kann.  Das gehört zum Leben dazu. Man muss nicht alles bierernst nehmen.

Was haben Sie in der Zeit als Lehrer über sich selbst gelernt?

Dass man nicht alles, was man sich vornimmt, durchsetzen und durchführen kann. Auf manche Situationen in der Klasse muss man sofort eingehen, sonst ist man ständig Geisterfahrer in der Klasse. Man muss einen Kompromiss suchen, nicht nur in Bezug auf den Unterrichtsstoff, sondern in Bezug auf die Kommunikation. Ich mache jetzt nicht nur meine Abfragen, sondern rede auch mal persönlich mit der/dem SchülerIn – das war immer mein Stil und das würde ich auch jungen KollegInnen mit auf den Weg geben wollen, weil gerade kommunikationstechnisch vieles durch die vorzugsweise schriftliche Kommunikation verloren geht.

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch! Alles Gute für Sie und Ihre Familie!

Das Interview wurde am 18. Februar 2022 von Maria-Th. Jacob geführt. 

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Anlässlich des Abschieds von Frau Kuhn zum Ende des Schuljahres 2021 entstand dieses Interview mit Margit Kuhn.

Wo sind Sie am 14. September 2021, wenn das neue Schuljahr beginnt?

Seminarlehrerin für Italienisch Margit Kuhn

Keine Ahnung. Das Spannende am Sabbatjahr ist, dass ich nicht mehr planen muss, was ich genießen werde. Ich bin ein spontaner Mensch. Wenn mir Ende August einfällt, dass wir in Urlaub fahren wollen, dann machen wir das und wenn nicht, sind wir daheim. 

Sie haben zwar keine Pläne, aber worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen?

Mit den Händen zu arbeiten. Ich finde es unheimlich spannend, wenn man etwas machen kann, wo man den Erfolg sofort sieht. Bei SchülerInnen sieht man den manchmal erst nach Jahren oder auch gar nicht. Ich habe vor, eine kleine Sandsteinmauer zu setzten, ich will neue Vorhänge nähen, Garten anlegen, ein paar Renovierungssachen in Auftrag geben und beispielsweise Streicharbeiten selber machen. Ich freue mich total mit den Händen zu arbeiten und auch zu lesen. Lesen ist ganz wichtig.

Gibt es etwas, dass Sie am FDG vermissen werden?

Ganz, ganz viel. Es hat ja auch Spaß gemacht und man soll auch gehen, solange es Spaß macht. Also werde ich bestimmt auch den Unterricht vermissen. Da kann man sehr kreativ sein. Die KollegInnen werde ich natürlich auch vermissen, meine Refis werde ich total vermissen. Die Gespräche im Lehrerzimmer oder auch, dass man sich zum Kaffee in der Küche trifft.

Sie sind 1983 ins Referendariat, seit 1989 sind Sie am FDG. Insgesamt sind Sie schon sehr lange Lehrerin. Was hat sich in den Jahrzehnten Ihres pädagogischen Wirkens verändert, zum Positiven und zum Negativen?

Zum Positiven hat sich der Teamgeist verändert. Wir arbeiten viel mehr zusammen. Als ich angefangen habe, waren die älteren Herrschaften sehr verschlossen, nach dem Motto: „In meinen Unterricht guckt keiner rein, da habe ich die Souveränität und ich verrate auch nicht, wie ich das mache, ich komme immer bestens klar und sehe zu, wie du da rumwurstelst.“ Ich finde, das hat sich geändert. Wir arbeiten mehr zusammen, teilen unsere Ideen mit, führen Gespräche, wenn etwas nicht klappt und stützen uns damit gegenseitig. Vom Menschlichen her ist die Arbeit dadurch viel leichter geworden. Das betrifft aber auch den Umgang mit SchülerInnen. In den ersten Jahren, wobei ich nicht weiß, ob das die Stimmung generell war oder ob wir im Referendariat so erzogen worden waren, hatten wir eine wahnsinnige Distanz zu den SchülerInnen. Die ist im Laufe der Zeit kleiner geworden. Damals sprach man sogar vom „Schülermaterial“, ein furchtbarer Begriff. Das ist jetzt nicht mehr so, man sieht jetzt mehr die Einzelperson und ich glaube, dass die Stimmung insgesamt positiver geworden ist.

Sind mit der zunehmenden schrumpfenden Distanz auch die Probleme hinsichtlich der Disziplin größer geworden?

Nicht unbedingt, sie sind anders geworden. Insgesamt eher weniger, wobei die Zahl der auffälligen SchülerInnen, bei denen man sagt, irgendwas ist da nicht im Bereich des Normalen, nach meinem Gefühl zugenommen hat. Aber insgesamt ist es nicht so, dass die Disziplinschwierigkeiten zugenommen hätten. Nur dass man einen größeren individuellen Prozentsatz an auffälligen Schülern hat. Woran das liegt, weiß ich allerdings nicht.

Was hat sich zum Negativen verändert?

Was mich manchmal ärgert ist die Arbeitseinstellung. 

Von KollegInnen oder SchülerInnen?

(lacht) Beide. Ich bin ein „Schafftier“ – und schon immer gewesen und habe oft erlebt, dass viele SchülerInnen oder KollegInnen keine sind. Mir ist es wichtig, dass ich meine Arbeit ordentlich und so gut ich es kann, erledige.

Sie haben sich in den vergangenen Jahren auch engagiert mit der modernen Technik auseinandergesetzt. 

Ja, ich kämpfe. Aber die Technik hat ja auch viele Vorteile. Ich mache jetzt ziemlich viel im Unterricht und den Fachsitzungen mit PowerPoint und/oder Beamer, denn besonders für den modernen Fremdsprachenunterricht ist das unerlässlich. Ich habe auch sehr darunter gelitten, dass vieles nicht so klappt. Dass immer alles wieder geändert wird, finde ich anstrengend an der Digitalisierung. Das gleiche gilt für Mebis, in die neuen Benutzeroberfläche musste ich mich erst neu einarbeiten.

Was waren die Höhepunkte Ihrer „Schullaufbahn“ am FDG??

Was ich immer gerne gemacht habe, war die Tätigkeit als Seminarlehrerin. Das war ein Highlight und genauso einige Arbeitskreise  beim. Da konnte man sehr wichtige und wesentliche Dinge mitgestalten, wie beispielsweise den Lehrplan. 

Seit 2008 sind Sie auch Seminarlehrerin für Italienisch am FDG. Was sind bzw. waren Ihre pädagogischen Grundsätze, die Sie den jungen KollegInnen versucht haben, zu vermitteln und weiterzugeben? 

Ich hatte drei Grundsätze. 

1. Man solle versuchen zusammenzuarbeiten und ein Seminarlehrer sollte den jungen Leuten helfen, sich zu entwickeln und sie nicht fertig machen. Kritik ist manchmal nötig, aber mit Verständnis und persönlichem Respekt.  Ich versuchte, Ihnen zu vermitteln, dass sie zusammenarbeiten sollen, , was in den meisten Seminaren auch gut gelungen ist. 

2. Die jungen KollegInnen sollen versuchen, sie selbst zu sein. Sie sollen nicht eine/n Super-LehrerIn kopieren, sondern mal schauen, wie sie selbst das anpacken können. Deshalb war es mir auch immer wichtig, dass sie am Anfang zu möglichst vielen KollegInnen gehen und sehen, wie es die/der eine oder andere macht. 

3. Unabhängig von didaktischen Gestaltungsmöglichkeiten sollen die Refis nicht nur die LehrerInnen- sondern auch die SchülerInnenperspektive einnehmen. Sie sollen sich überlegen: „, „Wenn ich das jetzt so mache, erreiche ich damit die 6.-KlässlerIn oder habe ich jetzt gefragt, als ob ich meine Freundin fragte? Wenn ich den Stoff so erkläre, welche Frage hätte dann ein/eine 8.- KlässlerIn? Wie könnte ich ihm/ihr weiterhelfen, wo könnte er Probleme haben? Wenn ich jetzt einen Hefteintrag anfertige, was kapiert sie/er, was braucht sie/er, was braucht sie/er nicht, welche Übung braucht sie/er? Wenn ich eine/n SchülerIn korrigiere, wir kommt das rüber? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich dreimal korrigiert würde? Wie kann ich das machen, dass jemand sich nicht blöd fühlt? Den Perspektivenwechsel finde ich ganz wichtig. Viele junge Leute tun sich damit aber schwer, weil sie die Erfahrung noch nicht haben.

Welche/r SchülerInnen wird Ihnen – warum auch immer – in Erinnerung bleiben?

Man wird sich an Schüler erinnern, die irgendein besonders Talent hatten – egal ob das jetzt im eigenen Fach ist oder nicht oder auch außerhalb der Schule. Oder auch SchülerInnen, die im eigenen Fach nicht so viel konnten und dann im anderen Fach brilliert haben, kreative SchülerInnen und und SchülerInnen, die es auf den letzten Drücker durch viel Üben in der IF-Stunde doch noch in Latein gepackt haben. Leider bleiben auch die Schüler im Gedächtnis, die sich nicht zu benehmen wussten. Die würde ich gerne streichen, aber das geht leider nicht.

Was haben Sie in der Zeit als Lehrerin über sich selbst gelernt?

Vieles, ich habe erstens gelernt, dass andere Menschen auch Fehler machen. Ich bin ein Mensch, der dazu neigt zu sagen „Oh Gott, das kann nur mir passieren“. Als ich das erste Mal die Respizienz übernommen hatte, habe ich gemerkt, dass auch die anderen Mist bauen, das hat mich beruhigt und ich habe gelernt, dass ich am Anfang viel zu kritisch mit mir selbst war. Deswegen habe ich vielleicht zu hohe Ansprüche an die SchülerInnen gestellt, weil ich sehr hohe an mich hatte. Ich habe außerdem gelernt, dass man mit Gelassenheit doch weiterkommt. Ich bin der Mensch, der nicht so gelassen ist – ich weiß, ich kann ganz gut Hektik und Panik verbreiten. Aber ich habe auch viel im Umgang mit Menschen gelernt, das lernt man in der Schule automatisch, also wie man einen bestimmten Menschen anpackt, was man sagen kann oder was man besser nicht sagt. Es ist ein herausfordernder Beruf und auch einer, der einen menschlich weiterbringt als einer, bei dem man nur am Schreibtisch sitzt und sich beispielsweise mit Finanzen beschäftigt.

Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich raten?

Der Margit vor 40 Jahren würde ich sagen: „Beruhige dich, nimm es gelassen!“

Vielen Dank für das Gespräch!

Dieses Interview führte Maria-Th. Jacob