Ausstellung zu den Weltreligionen und dem Weltethos
Zum “Tag der offenen Tür” hatte die Fachschaft Religion die Ausstellung zum “Weltethos” ans FDG geholt. Sie konnte in der Aula besichtigt werden, zusammen mit Plakaten, die von unseren Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen im katholischen und evangelischen Religionsunterricht gestaltet worden waren.
In seinem Projekt Weltethos (1990), das vom Parlament der Weltreligionen 1993 in Chicago verabschiedet wurde, wies der Theologe Hans Küng auf die Notwendigkeit gemeinsamer Grundüberzeugungen für die globalisierte Welt mit ihren Problemen hin. “Auf der Grundlage dieser gemeinsamen ethischen Standards oder Maßstäbe, kurz “Weltethos” genannt, können Menschen aller Kulturen und Nationen, religiöse und nichtreligiöse, zusammenleben und für eine friedlichere und gerechtere Welt” zusammenarbeiten (Weltreligionen, Weltfriede, Weltethos, S.3)
Diese Gemeinsamkeiten sind zusammengefasst in den zwei Prinzipien “Jeder Mensch soll menschlich behandelt werden” und “Was du nicht willst, das man dir tut, das füg´ auch keinem anderen zu” (Goldene Regel).
Diese Prinzipien schließen Weisungen / Verpflichtungen für vier zentrale Lebensbereiche ein, die beachtet werden sollen:
“Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor dem Leben.”
“Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung.”
“Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit.”
“Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und Partnerschaft von Mann und Frau”.
Nachdem die Schüler und Schülerinnen der 10. Klassen sich mit den genannten Prinzipien und den vier Weisungen auseinandergesetzt hatten, beschäftigten sie sich mit Artikeln in Zeitungen, die einerseits davon berichten, wo diese Prinzipien und Weisungen heute nicht beachtet werden und andererseits davon, wo Menschen versuchen sich im Sinn des Weltethos zu engagieren.
So wurde z.B. deutlich, dass auch bei uns in der Bundesrepublik die Gleichberechtigung von Frau und Mann noch nicht in allen Bereichen umgesetzt ist und Frauen im Durchschnitt ca. 20 Prozent weniger verdienen als Männer, und dass der Mindestlohn unterlaufen wird, indem das Pensum der anfallenden Arbeit einfach erhöht wird, ohne dass der Lohn angeglichen wird. Auch wurde deutlich, dass Korruption in großen deutschen Unternehmen vorkommt, um Aufträge zu erhalten und dass gerade die Medien es oft mit der Wahrheit nicht so ernst nehmen, um durch Übertreibungen die Auflage bzw. Einschaltquoten zu steigern. Ebenso wurde klar, dass das Prinzip der Humanität oft verletzt und das Leben von Menschen aufs Spiel gesetzt wird, wie z.B. bei den Bauarbeiten für die Fußball-WM 2022 in Katar oder beim Umgang mit Flüchtlingen.
Negative Beispiele zu finden gestaltete sich einfach, positive Beispiele zu finden dagegen schwieriger.
Aber es gibt hier auch ermunternde Beispiele, wie z.B. die, dass viele Menschen heute den Flüchtlingen bei uns helfen, indem sie Deutschkurse anbieten und die Neuankömmlinge auf vielfältige Weise unterstützen.
Ein anderes Beispiel ist der Rabbiner Michel Erfaty in Frankreich, der versucht durch außergewöhnliche Aktionen einen Dialog zwischen Juden und Muslimen herzustellen, um so gegenseitige Vorurteile abzubauen. So setzt er die Grundüberzeugung des Weltethos um: “Kein Friede zwischen den Religionen ohne einen Dialog zwischen den Religionen”.
Interessant ist auch der Versuch, ein besseres Verständnis der Religionen in Bern zu erreichen. Dort wurde ein “Haus der Religionen” errichtet, in dem Juden, Muslime, Christen und andere Gläubige unter einen Dach beten und in dem auch ein Dialogzentrum eingerichtet wurde.
So zeigte die Beschäftigung mit dem Weltethos, dass es durchaus ermunternde Beispiele gibt, die aufzeigen, wie der Weg in einer gerechtere und friedlichere Zukunft aussehen kann.
Pürckhauer
